Kunst-Jahr 2014

Die Antonie Deusser-Stiftung konnte sich im Kunst-Jahr 2014 mit mehreren Werken von August Deusser an verschiedenen Ausstellungen beteiligen. Unzählige Besucher in unterschiedlichen Museen erhielten die Gelegenheit, Gemälde des Künstlers im Original und darüber hinaus auch im unterschiedlichen Umfeld und Kontext zu betrachten. Damit kann der Stiftungsrat auf ein weiteres erfolgreiches Jahr zurückblicken.
Auf der Website der Stiftung, www.deusser.ch, dem „virtuellen Museum“, wurde auf alle Ausstellungen, in denen Deussers Werke gezeigt wurden, laufend hingewiesen. Die Website informiert das interessierte Publikum über alle Aktualitäten im Zusammenhang mit August Deusser. Auch das Inventar mit Literatur- und Ausstellungsangaben wird laufend aktualisiert und bleibt dadurch auf dem neuesten Stand.

August Deusser auf Deutschland Tournee

Die andere Moderne. Kunst und Künstler in den Ländern am Rhein 1900 bis 1922

Noch im November 2013 begann die spannende Ausstellung Die andere Moderne, die in drei Museen gezeigt werden konnte. Konstanz als erste Station, war während der Kriegsjahre der Wohnort der Familie Deusser. Hier verstarb August Deusser 1942.
Die Wanderausstellung ermöglichte eine einjährige Präsentation von zwei Deusser Werken in einer breiten geographischen Region.

Konstanz, Städtische Wessenberg-Galerie:     30. November 2013 bis 23. Februar 2014
Frankfurt a.M., Museum Giersch:                       23. März bis 13. Juni 2014
Karlsruhe, Städtische Galerie:                              2. August bis 2. November 2014

Ausgehend von der Zeitschrift „Die Rheinlande“ und des ihr assoziierten „Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein“ haben sich drei städtische Museen unter der Leitung der Konstanzer Kuratorin Frau Dr. Barbara Stark zusammengeschlossen, um Geschichte und Konzept der Zeitschrift systematisch zu erforschen. Verschiedene renommierte Kunsthistoriker trugen zur Entstehung eines reich bebilderten umfangreichen Katalogs bei. Neue kunsthistorische Erkenntnisse konnten auch in Bezug auf das Umfeld von August Deusser und ihn selber gewonnen werden.

Zwischen 1900 und 1922 boten die Zeitschrift sowie die gemeinsamen Ausstellungen eine Plattform, um die unterschiedlichen künstlerischen Positionen zu zeigen. Traditionelle, zeitgemässe und zunehmend auch avantgardistische Strömungen formierten sich zu einer viel beachteten „anderen“ Moderne – daraus resultierte der Ausstellungstitel. Die kulturhistorische Bedeutung dieser Gruppierung wurde erstmals zum Gegenstand einer Ausstellung. In der reichen Schau mit Werken von Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Ludwig von Hofmann, Wilhelm Lehmbruck, Walter Ophey, Oskar Schlemmer, Hans Thoma u.v.a. haben folgende beiden Werke von August Deusser Platz gefunden.

 050St Gereon in Koeln POL 1936b

St. Gereon in Köln, 1906, (Öl auf Leinwand, 64 x 50 cm), WVD-Nr. 50

078A DBZ395 170d3

Nach dem Sprung, 1908, (Öl auf Leinwand, 60,5 x 82 cm), WVD-Nr. 78

August Deusser und der Erste Weltkrieg

14 – Menschen – Krieg

Letztes Jahr im August jährte sich der Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Dies nahm das Militärhistorische Museum in Dresden zum Anlass, eine grosse Sonderausstellung zu zeigen:

Dresden, Militärhistorisches Museum der Bundeswehr: 1. August 2014 bis Ende März 2015

Die Ausstellung untersuchte, wie der Krieg nicht nur zur Menschenkatastrophe wurde, sondern sich auch in zahllosen menschlichen Katastrophen manifestierte. Die Basis für diesen mentalitätsgeschichtlichen Ansatz lieferte die Kooperation mit einer achtteiligen Dokumentarfilm-Serie von Arte, ARD und BBC. Diese umfangreiche Dokumentation zum Ersten Weltkrieg, die auch in Spanien, den Niederlanden und anderen europäischen Staaten ausgestrahlt wurde, erzählt alle Aspekte des Krieges anhand von 14 ausgewählten Biographien. Nicht Ereignisse und Schlachten standen im Vordergrund, sondern Menschenschicksale. Thematisiert wurden Ausmasse und Formen des Leidens der Soldaten und der Zivilbevölkerung und es wurde erläutert, wie man an der Front und jenseits der Kriegsschauplätze versuchte zu überleben. August Deusser war nicht an der Front, er hat die Schrecken des Krieges nicht hautnah miterlebt. Er malte in den Kriegsjahren historische, aus deutscher Sicht siegreiche Schlachten. Vier Werke dokumentierten seine persönliche Haltung und künstlerische Reaktion auf den verheerenden Krieg.
Die Werke von August Deusser, die der Kurator Dr. Gerhard Bauer anlässlich seines Besuches im Juli 2013 auswählte, fanden Eingang in dieser überregional und international beachteten Ausstellung.

Begleitend zur Ausstellung wurde eine zweibändige Publikation herausgegeben. Eines der zahlreichen Essays untersucht Deussers Rolle und Stellung innerhalb der künstlerischen Avantgarde während der Kriegsjahre.
Eine Abbildung des Gemäldes „Parade“ findet man auf dem Flyer zur Ausstellung (siehe Beilage).

217Parade7041

Parade, um 1913/14, (Öl auf Leinwand, 179 x 250 cm), WVD-Nr. 217

219Schlacht bei Mars389e

Schlacht bei Mars la Tour, 1913 – 1917, (Öl auf Leinwand, 64 x 81 cm), WVD-Nr. 219

230Kavallerieattacke 20171

Kavallerieattacke, 1913 – 1917, (Öl auf Leinwand, 63 x 81,5 cm), WVD-Nr. 230

232Kavalleriegefechtaf1d

Kavalleriegefecht, 1913 – 1917, (Öl auf Leinwand, 56 x 75 cm), WVD-Nr. 232

Dauerleihgaben für das Militärhistorisches Museum der Bundeswehr in Dresden

Zwei weitere Werke reisten nach Dresden, um als Dauerleihgaben in die permanente Präsentation des Museums integriert zu werden. Das Militärhistorische Museum erfreut sich grosser Beliebtheit und ist weit über die Grenzen von Dresden bekannt. Dies nicht zuletzt dank der spektakulären Erweiterung von 2011 durch den amerikanischen Stararchitekten Daniel Libeskind.

077Attacke e Division 1efb0

Attacke einer Division bei Siegburg, 1908, (Öl auf Leinwand, 55 x 72 cm), WVD-Nr. 77

005Kuerassierattacke POL 3c171

Kürassierattacke, um 1898, (Öl auf Pappe, 53 x 94,5 cm), WVD-Nr. 5

Französisch-Deutsche Kooperation 

Cathédrales – 1789-1914 un mythe moderne
Die Kathedrale : Romantik – Impressionismus – Moderne

Die Ausstellung um das Thema Kathedrale wurde als ein französisch – deutsches Gemeinschaftsprojekt organisiert. Damit konnte ein Werk von August Deusser ausserhalb des deutschsprachigen Gebietes ausgestellt werden.

Rouen, Musée des Beaux-Arts:              12. April bis 31. August 2014
Köln, Wallraf-Richartz Museum:         26. September 2014 bis 18. Januar 2015

Die beiden Museen widmen sich einem Bildthema, das in dieser Form bisher keine Beachtung gefunden hat – der Kathedrale als Bildmotiv. Aus der Faszination heraus, die von der Verbindung von Architektur und Malerei im Bild ausgeht, entstand die Idee zu dieser Ausstellung. Denn während der Architekt an Auftrag und Funktion, an Baugrund und Statik gebunden ist, kann der Maler Gebäude bauen, die allein seiner Fantasie entspringen. Genau dies schafft August Deusser mit seinem hier ausgestelltem Bild Gotischer Raum von 1913/17.

Die gotische Kathedrale erlebte nach Jahrhunderten der Vernachlässigung im 19. Jahrhundert eine ungeahnte Renaissance: In der Rückbesinnung auf die Vergangenheit diente sie als Projektionsfläche nicht nur für die Anhänger von Religion und Glauben, sondern auch für ihre Gegner. Die gotischen Bauwerke wurden zum Statussymbol der Monarchie und vor allem zum Bauwerk von nationaler Bedeutung im Wettstreit von Deutschland und Frankreich. Die Restaurierung unzähliger französischer Kathedralen und die Vollendung des Kölner Doms sind die noch heute sichtbaren Zeichen der damals verfeindeten Nationen. Um so bedeutsamer ist es, dass die Ausstellung als deutsch-französisches Kooperationsprojekt im Jahr 2014 stattfindet, genau ein Jahrzehnt nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Die Antonie Deusser-Stiftung unterstützte die Ausstellung mit zwei Gemälden.

In Rouen ist August Deussers Gotischer Kirchenraum zu sehen. In Köln kommt ein weiteres Werk des Künstlers hinzu, das berühmte und gern gezeigte Meisterwerk Der Kölner Dom von der Deutzer Wiese aus gesehen.

225Gotischer Kirchenraum 36a8c

Gotischer Kirchenraum, 1913 – 1917, (Öl auf Leinwand, 72,5 x 61,5 cm), WVD-Nr. 173

092Der Koelner Dom 12ef3

Der Kölner Dom von der Deutzer Wiese aus gesehen (Köln), 1910 – 1911, (Öl auf Leinwand, 46,5 x 63,0 cm), WVD-Nr. 449

Publikationen 2014

Die andere Moderne. Kunst und Künstler in den Ländern am Rhein 1900 bis 1920, Ausstellungskatalog Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz, 30.11.2013 – 23.2.2014 / Museum Giersch, Frankfurt a.M., 23.3. – 13.7.2014 / Städtische Galerie Karlsruhe, 2.8. – 19.10.2014, Petersberg 2013, hier: Nicole Roth, Die Künstler der Zeitschrift „Rheinlande“ – nördliche Rheinprovinz und Westfalen, S. 83-95, S. 100-101 mit Abb.

14 – Menschen – Krieg, Ausstellungskatalog Militärhistorisches Museum der Bundeswehr Dresden, hg. von Gerhard Bauer, Gorch Pieken, Matthias Rogg, 2 Bde, Dresden 2014, hier: Zuzana Haefeli, August Deusser und die Avantgarde, Band Essays, S. 221-229 mit zahlreichen Abb. sowie Band Katalog, S. 21-23 mit Abb.
Cathédrales, 1789-1914, un mythe moderne, Ausstellungskatalog Rouen, Paris 2014, S. 386 mit Abb. sowie Abb. S. 382

Die Kathedrale. Romantik – Impressionismus – Moderne, Ausstellungskatalog Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud Köln, München 2014, S. 147 mit Abb., S. 230, Abb. S 231

Deusser-Archiv

Im Oktober besuchte Frau Lena Schrage aus Würzburg im Rahmen ihrer Dissertation über den Künstler Otto Freundlich (1878-1943) das Deusser-Archiv. Aus dem Briefwechsel zwischen Freundlich und dem Kunsthistoriker Wilhelm Niemeyer (1874-1960) geht hervor, dass August Deusser 1912 bei Otto Freundlich eine Arbeit – wahrscheinlich eine Gipsmaske – in Auftrag gab. Dies mit Dokumenten aus dem Deusser-Archiv zu belegen, ist Frau Schrage leider nicht gelungen. Trotzdem darf man auf die Dissertation von Frau Schrage gespannt sein, denn August Deusser wird hier in einem bisher unbekannten Kontext erwähnt.

Das Deusser-Archiv konnte mit Fotokopien von 36 Briefen, die August Deusser an Wilhelm Schäfer (1868-1952) geschrieben hat, ergänzt werden. Die Originale aus dem Nachlass Schäfer werden im Heinrich Heine Archiv in Düsseldorf aufbewahrt. Diese Dokumente hat dankenswerterweise Frau Dr. Barbara Stark, Städtische Wessenberg-Galerie, Konstanz dem Stiftungsrat zukommen lassen.

 

Im März 2015
Prof. Dr. Dirk Boll           Dr. Zuzana Haefeli


© 2024 deusser.ch
v2.4