Stiftung erwirbt Gemälde "Bois de Boulogne"

Die Deusser Stiftung hat das Gemälde  «Bois de Boulogne»  des Künstlers "Isaac Israels" (Amsterdam 1865-1934 Den Haag) erworben und der Kunstsammlung hinzugefügt.

Bois de Boulogne

Issac Israles ist Sohn des bekannten und einflussreichen Malers Josef Israels (1824-1911). Nach seiner Geburt lassen sich die Eltern in Den Haag nieder. Schon als frühreifes Kleinkind zeichnet er ununterbrochen, erhält eine erste Ausbildung durch den Vater und hat die Gelegenheit, bereits vor seinem zwanzigsten Geburtstag in Den Haag, Brüssel und Paris auszustellen. Studien an der ABK Den Haag und an der Rijksakademie in Amsterdam bleiben ohne akademischen Abschluss. Ab 1878 begleitet er den Vater nach Paris, wo er die Bekanntschaft mit den Schriftstellern Emile Zola und J.K. Huysmans wie auch mit den Malern Edouard Manet und Jules Bastien-Lepage macht. Familienaufenthalte in Scheveningen führen zur Begegnung und Zusammenarbeit mit Max Liebermann, unter dessen Einfluss vor allem Strandbilder entstehen.

Die frühe Anerkennung motiviert Israels gegen den Willen der Eltern 1885 nach Amsterdam umzuziehen, wo er sich der Schriftstellergruppe «De Tachtigers» anschliesst und darüber hinaus Werke der französischen Impressionisten entdeckt.

Israels frühes Schaffen – vom Vater beeinflusst – umfasst militärische Sujets, Prozessionen und einige Portraits, nun malt und zeichnet er Motive aus der Grossstadt, Aussenseiter der Gesellschaft, Matrosenkneipen, Dirnen und Fabrikmädchen und will damit, mitten im Leben, ein Künstler seiner Zeit, der Moderne sein. Um 1900 arbeitet er für ein Modemagazin (van Hirsch) in Amsterdam, was zu neuen Motiven führt: Probierdamen, Hutmacherinnen, Näherinnen

Von 1903 bis 1914 lebt Israels in Paris. Die Malsujets umfassen mehrheitlich jüngere Frauen des niederen Standes, welche er in Modeateliers, Nachtcafés, auf den Champs-Elysées, der Place Vendôme oder im Bois de Boulogne findet. Nach dem Ausbruch des ersten Weltkriegs wohnt Israel zwei Jahre in London, wo er in Morley’s Hotel am Trafalgar Square logiert, Portraits, aber auch Ansichten der Themse malt und Motive im Hyde Park, in Tanzschulen oder Restaurants sucht.

Diverse Reisen führen ihn unter anderem 1915 in die Schweiz (Bern, Fribourg), Kopenhagen, Stockholm oder 1921 nach Ostindien. Nach seiner Rückkehr lässt sich Israels in Den Haag nieder, wo er in erster Linie als Portraitmaler tätig ist.

Israels bleibt seinem Malstil zeitlebens treu und rezipiert weder die anlässlich seines Pariser Aufenthalts noch später aufkommenden Stilrichtungen wie Kubismus, Fauvismus oder Expressionismus.

Isaac Israels und George Hendrik Breitner (1857-1923) gelten als die wichtigsten Vertreter des sog. Amsterdamer Impressionismus.

Über das Gemälde «Bois de Boulogne», 1904, Öl auf Leinwand, 59 x 42 cm:

Nachdem im Laufe des 19. Jahrhunderts königliche Gartenanlagen wie die Tuilerien oder der Jardin du Luxembourg für die Stadtbewohner allmählich geöffnet werden, kommt es im Rahmen der Umgestaltung von Paris durch Georges-Eugène Haussmann (ab 1853) auch zur Umfunktionierung der Wälder und Jagdreviere der Könige im Osten und Westen der Stadt, so des Bois de Vincennes und des Bois de Boulogne. Diese werden zu frei zugänglichen Parkanlagen mit künstlichen Seen, Grotten, Cafés, Restaurants wie auch Pferderennbahn und ermöglichen es den Einwohnern, beim Picknicken, Baden, Tanzen, Flanieren und Wetten eine neue Welt der Freizeit zu entdecken.

Dank neuer Eisenbahnverbindungen können die Pariser zudem in einer viertelstündigen Fahrt - zum Beispiel nach Argenteuil - Seitenarme der Seine erreichen, wo Bootverleiher, Badeanstalten und Tanzlokale für weitere vergnügliche Momente im Grünen sorgen.

Die Impressionisten bauen als Erste ihre Staffeleien vor Ort auf. Nebst der aufkommenden Fotografie widerspiegeln ihre Gemälde das Momentane dieser neuen, modernen und bunten Wirklichkeit.

Isaac Israels malt seinerseits in den Jahren 1903 bis 1914 im Bois de Boulogne: Ölgemälde wie auch Aquarelle mit flanierenden oder sitzenden Paaren, Reitern, meist jedoch junge Frauen, hat doch der Charme der Pariserinnen schon früh die Aufmerksamkeit von Israels geweckt.

In «Bois de Boulogne» von 1904 sitzen zwei modisch gekleidete Frauen, formatfüllend in die Leinwand platziert, unter dem Schatten der Bäume in vertrauter Nähe auf einer Bank. Sie haben ihre «conversation» unterbrochen, um gemeinsam eine Tageszeitung zu lesen. Zu diesem Zweck sind sie enger zusammengerückt, vielleicht aber auch, um ein Geheimnis zu teilen. Sie haben die Bank nicht ganz in Beschlag genommen: noch bleibt genug Platz für eine Person – vielleicht für einen Herrn wie der im Hintergrund nur silhouettenhaft dargestellte Mann mit blauer Jacke und blauem Hut?

Die Pariser Jahre gelten als Isaac Israels beste Schaffensphase, hellt sich doch sein früherer Malstil mit breiten, schweren und eher dunkeltonigen Farben auf, wird spielerischer, dynamischer und mutiger.

 


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